Kryptoarbitrage: Der Komplettleitfaden
Die wichtigsten Erkenntnisse |
– Kryptoarbitrage ist eine Handelsstrategie, mit der Nutzer von minimalen Unterschieden bei den Preisen von Vermögenswerten auf verschiedenen Märkten profitieren können. – Kryptoarbitrage ist eine relativ risikoarme Handelsform, die beständige Erträge bieten kann. – Dezentrale Kryptoarbitrage ist sowohl sicherer als auch billiger als die Anwendung dieser Strategie auf zentralen Plattformen. |
Zwar ist Arbitrage keine Handelsstrategie, die ausschließlich mit Kryptowährungen in Verbindung zu bringen ist, aber es gibt unzählige Möglichkeiten, sie im Blockchain-Ökosystem einzusetzen. Bevor du den Kryptoarbitragehandel aber in Erwägung ziehst, musst du auf jeden Fall verstanden haben, warum diese Handelsmöglichkeiten überhaupt existieren. In diesem Leitfaden wird die Ledger Academy das Konzept der Kryptoarbitrage erläutern, damit du die zugrundeliegenden Mechanismen dieses Ansatzes begriffen hast, bevor du loslegst.
Beginnen wir also mit den Grundlagen:
Was ist Kryptoarbitrage?
Kryptoarbitrage ist eine Handelsform, die darauf abzielt, Preisunterschiede bei Kryptowährungen auszunutzen.
Zur Erläuterung wollen wir uns erst einmal die Arbitrage im traditionellen Sinne ansehen.
Arbitrage ist eine Handelsstrategie, bei der ein Händler den gleichen Vermögenswert auf verschiedenen Märkten kauft und verkauft und dabei von den Preisunterschieden profitiert.
Jemand, der Arbitragestrategien beispielsweise auf dem Absatzmarkt für Sportschuhe anwendet, kann etwa ein Paar Air Force 1 auf einer Plattform für 130 Euro kaufen und es dann auf einer anderen Plattform für 140 Euro direkt weiterverkaufen. Die Preisdifferenz von 10 Euro steckt der Händler ein.
Ähnlich verhält es sich mit einem Artikel, der in einem Secondhand-Laden zu einem niedrigen Preis angeboten wird, obwohl sich für den gleichen Artikel auf einem speziellen Vintage-Marktplatz ein hoher Preis erzielen ließe. Die wichtigste Erkenntnis? Derselbe Artikel kann auf verschiedenen Märkten einen unterschiedlichen Wert haben, und es gibt immer jemanden, der darauf wartet, sich diesen Unterschied zunutze zu machen. Natürlich bilden Kryptowährungen bei dieser Handelsstrategie keine Ausnahme.
Wie funktioniert Kryptoarbitrage?
Um zu verstehen, wie der Kryptoarbitragehandel funktioniert, muss man zunächst einmal wissen, dass Kryptobörsen für bestimmte Vermögenswerte geringfügig unterschiedliche Preise aufrufen können und auch unterschiedliche Methoden zur Ermittlung dieser Preise einsetzen. Da Kryptopreise zu Schwankungen neigen und der Markt rund um die Uhr aktiv ist, gibt es unzählige winzige Abweichungen bei den Preisen von Kryptowährungen auf dem Markt, und die so genannten Arbitrageure versuchen, diese für sich zu nutzen.
Um die Komplexität des Kryptoarbitragehandels zu verstehen, ist es zunächst wichtig zu wissen, wie die verschiedenen Börsen die Preise für Kryptowährungen bestimmen. Nicht alle Börsen berechnen die Preise von Kryptowährungen nach derselben Methode, und deswegen ergeben sich auf den verschiedenen Plattformen Möglichkeiten (in Form von Preisdiskrepanzen). Wir wollen uns das genauer ansehen.
Preisgestaltung auf zentralisierten Kryptobörsen: Orderbücher
Bei zentralisierten Börsen wird ein Kryptovermögenswert mit dem jeweils letzten Preis bewertet, zu dem er ge- oder verkauft wurde.
Zentralisierte Börsen verwenden hierbei ein sogenanntes Orderbuchsystem, um die Preise festzulegen. Das Orderbuch ist dabei nichts anderes als eine Liste von Kauf- und Verkaufsaufträgen für einen bestimmten Vermögenswert. Ganz oben in diesem Buch findet man den höchsten Geld- und den niedrigsten Briefkurs. Diese Angaben bestimmen dann den Echtzeitpreis des betreffenden Vermögenswerts an der Börse. Das liegt daran, dass diese Werte die höchsten und niedrigsten Grenzen für eine sofortige Ausführung einer Transaktion darstellen. Bei Orderbuchsystemen wird der Preis eines Vermögenswerts also vollständig von Angebot und Nachfrage auf dem Markt bestimmt, und er reagiert in Echtzeit auf diese Dynamik.
Preisgestaltung auf dezentralisierten Kryptobörsen: AMMs
Statt mit Orderbüchern arbeiten dezentralisierte Börsen mit Automated Market Makers (AMMs). Aber was bedeutet das?
Vereinfacht gesagt, ist ein AMM ein Liquiditätspool, der Geschäfte mit Nutzern auf Grundlage vorab festgelegter Bedingungen abwickelt. Statt mit Peers handeln die Nutzer also in Wirklichkeit mit den Liquiditätspools der Plattform. Diese Liquiditätspools haben keine Zentralverwaltung, sondern nutzen für die Abläufe Smart Contracts.
Welche Auswirkungen hat dies auf den Preis von Vermögenswerten?
In einem Orderbuchsystem wird der Preis von Vermögenswerten durch den freien Markt bestimmt, wobei der höchste Geld- und der niedrigste Briefpreis für die Nutzer immer Vorrang haben. Ein AMM dagegen bestimmt den Preis des Vermögenswerts im jeweiligen Liquiditätspool, indem er das interne Angebot des Pools und dessen Verhältnis beim Handelspaar analysiert. Folglich passen sich die Preise bei einem AMM automatisch an die Nachfrage innerhalb des eigenen, geschlossenen Ökosystems an – und nicht an die Dynamik des breiteren Markts.
Stell dir zum Beispiel einen Liquiditätspool vor, der Ether (ETH) und USDC im Wert von je 10 Mio. US-Dollar hält. Nun beschließt ein Händler, 500.000 (eigene) USDC über den AMM in ETH zu swappen. Dadurch würde sich der Saldo innerhalb des AMM ändern: Er enthält nachfolgend USDC im Wert von 500.000 Dollar mehr und gleichzeitig ETH im selben Dollarwert weniger als vor der Maßnahme des Händlers. Durch die Entnahme von ETH im Wert von 500.000 Dollar aus diesem geschlossenen Ökosystem wird die ETH-Knappheit erhöht – und damit werden die ETH in diesem System wertvoller. Gleichzeitig wären mehr USDC im selben Ökosystem vorhanden, weswegen ihr Wert sinkt.
Da Vermögenswerte bei einem AMM durch seine interne Dynamik bewertet werden und nicht dem Gesamtmarkt unterliegen, treten zwischen AMMs und zentralisierten Börsen oft Preisunterschiede auf.
Diese Unterschiede macht sich die Kryptoarbitrage zunutze.
Im Übrigen spielen Arbitrageure eine wichtige Rolle für das reibungslose Funktionieren von AMMs. AMM-Liquiditätspools sind nämlich ihrerseits darauf angewiesen, dass diese Händler Preisineffizienzen erkennen und sie durch Arbitragehandel korrigieren.
Der Handel zwischen AMMs und Orderbuchbörsen ist natürlich nicht die einzige Arbitrageoption im Kryptoökosystem, aber es ist eine kryptospezifische Option. Daher ist dieses Wissen wichtig für jeden, der die Kryptoarbitrage richtig verstehen will.
Formen der Kryptoarbitrage
Kryptoarbitragestrategien gibt es in verschiedenen Varianten, aber sie alle machen sich Preisunterschiede zwischen verschiedenen Marktsegmenten zunutze. Wir wollen uns ein paar Arten genauer ansehen.
Trianguläre Arbitrage
Die trianguläre Arbitrage (oder auch „Dreiecksarbitrage“) ist eine Handelsstrategie, die darauf abzielt, Preisineffizienzen zwischen drei verschiedenen Währungen auszunutzen, wenn ihre Wechselkurse nicht exakt übereinstimmen. Die Diskrepanz kann dabei börsenübergreifend, aber auch innerhalb derselben Plattform bestehen.
Möglichkeiten zur Dreiecksarbitrage sind ohne einschlägige Trading-Ausrüstung nur schwer zu erkennen. Dennoch sind das unter Händlern, die Kryptoarbitrage betreiben, sehr beliebte Strategien.
Nehmen wir an, ein Kryptohändler hat eine Diskrepanz bei den Börsenpreisen für Bitcoin (BTC), Ether (ETH) und Tez (XTZ) festgestellt. Mithilfe von Strategien zur Dreiecksarbitrage kann er einen BTC-Betrag zu einem bestimmten Kurs in ETH umtauschen, dann ETH zu einem anderen Kurs in XTZ umwechseln und die XTZ schließlich wieder in BTC tauschen. Im Ergebnis würde der Händler die kleine Differenz kassieren und dadurch einen Gewinn erzielen.
Dezentralisierte Arbitrage
Preisunterschiede gibt es nicht nur zwischen zentralisierten Börsen und AMMs: Auch zwischen verschiedenen dezentralisierten Börsen (DEXs) treten solche Diskrepanzen häufig auf. Den Handel, der sich vorrangig AMMs widmet, bezeichnet man als dezentralisierte Arbitrage.
Händler, die diese Form der Arbitrage nutzen wollen, suchen nach Preisunterschieden zwischen DEXs. Das hat nicht nur den Vorteil, dass weniger Gebühren anfallen als bei einer zentralisierten Börse, sondern auch, dass die Trader ihre privaten Schlüssel während des gesamten Vorgangs vollständig unter ihrer Kontrolle behalten können. Das liegt daran, dass dezentralisierte Börsen keine verwahrenden Krypto-Wallets unterstützen.
Blitzkredite für Kryptoarbitrage
Keine Übersicht über den Kryptoarbitragehandel wäre vollständig ohne die Erwähnung von Blitzkrediten (engl. „Flash Loans“).
Blitzkredite sind eine interessante (und technisch extrem anspruchsvolle) Möglichkeit, Kryptoarbitragegeschäfte mithilfe von Smart Contracts abzuwickeln. Sie sind aus verschiedenen Gründen ein interessantes Konzept.
Zunächst einmal werden dafür keine Sicherheiten verlangt. Sicherheiten sind normalerweise dazu gedacht, dem Kreditgeber die Gewissheit zu geben, dass der Kreditnehmer den Kreditbetrag zurückzahlen wird. Da ein Blitzkredit jedoch erst dann ausgeführt wird, wenn die Rückzahlung bereits garantiert ist (Smart Contracts sei Dank), benötigt er keine Sicherheiten vom Händler.
Es gibt also weder ein langwieriges Genehmigungsverfahren, noch müssen sonstige Vermögenswerte gestaket werden. Wenn das Darlehen nicht sofort – innerhalb derselben Transaktion – zurückgezahlt werden kann, wird es gar nicht erst gewährt. Aber wie passt das in unser Arbitragesystem?
Kryptoarbitrage: Blitzkredite in Aktion
Stell dir vor, eine Börse X verkauft ein bestimmtes Token für 100 Euro. Börse Y verkauft das gleiche Token für 101 Euro. Mit der oben beschriebenen Strategie würdest du ein Token an der Börse X kaufen, es an der Börse Y verkaufen und dabei einen Gewinn von 1 Euro erzielen.
Das klingt erst einmal nicht nach viel Geld. Aber angenommen, du würdest stattdessen 1 Mio. Euro investieren? Dann könntest du mit einer einzigen Transaktion 10.000 Euro Profit machen. Es gibt nur ein Problem: Die meisten von uns haben keine Million Euro übrig, die sie mal eben dafür nutzen könnten. Hier kommen Blitzkredite ins Spiel.
Solange du einen sofortigen Ertrag aus deinem Handel nachweisen kannst, kannst du einen Blitzkredit einrichten und von Arbitragegeschäften profitieren – unabhängig von deinem Profil, deinem Hintergrund oder jeglichen Sicherheiten. Außerdem ist die gesamte Strategie grundsätzlich risikoarm.
Allerdings ist ihre Umsetzung auch nicht ganz einfach. Das liegt daran, dass Blitzkredite technisch sehr anspruchsvoll sind und sich dieses Verfahren daher (zumindest derzeit) eher an erfahrene Händler denn an Privatkunden richtet. Blitzkredite sind auch eine Spielwiese für Bots, da sie einen automatisierten Arbitragehandel ermöglichen. Diese automatisierten Arbitrage-Bots sind nämlich in der Lage, eine Gelegenheit zu erkennen und die Transaktion innerhalb von Sekunden abzuwickeln. Dies hat zur Folge, dass die Gelegenheiten für andere Kryptoarbitrageure knapper denn je sind.
Schließlich haben Blitzkredite auch einige ziemlich üble Hacks ermöglicht, bei denen große Kryptoplattformen ins Visier genommen wurden. Böswillige Hacker entdecken in Trading-Protokollen Schwachstellen und nutzen diese aus – solche Hacks waren 2021 und 2022 sehr verbreitet.
Kryptoarbitrage: Risiken und Überlegungen
Wie jede Handelsstrategie birgt auch die Arbitrage ein gewisses Risiko. Die Nachteile dieser Strategien für deinen Handel solltest du auf jeden Fall in Betracht ziehen.
Abrupte oder ungünstige Marktentwicklungen
Zunächst einmal schützt dich der Arbitragehandel nicht vor den Risiken unerwarteter und ungünstiger Marktentwicklungen. Wenn du ein Token für 100 Euro kaufst, um es auf einer anderen Plattform für 101 Euro zu verkaufen, der Preis für das Token aber im Bruchteil einer Sekunde deutlich fällt, sind deine Gewinnchancen dahin. Auch ist es möglich, dass die Börse ihren Preis ändert und du danach kein Oberwasser mehr hast.
Auch die zeitliche Ineffizienz der Blockchain kann einen Risikofaktor für deine Strategie darstellen. Manchmal laufen Blockchain-Transaktionen derart langsam ab, dass der Preis sich bis zur Genehmigung der Transaktion bereits geändert hat.
Auch kann es rechtliche Hürden geben, wie z. B. Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche oder Geoblocking. So kann eine Börse Transaktionen auch für mehrere Stunden anhalten, solange eine Untersuchung läuft. Zudem ist es möglich, dass bestimmte Länder oder Regionen aufgrund gesetzlicher Sanktionen gar nicht bedient werden.
Letzter Punkt: Da die Börsen mit der Blockchain und dem Internet interagieren, können sie auch Netzwerkausfällen und Serverproblemen zum Opfer fallen. Zum Beispiel sind beim Solana-Netzwerk allein 2022 zehn Ausfälle aufgetreten, während derer kein Handel möglich war.
Plattformgebühren (insbesondere bei zentralisierten Börsen)
Auch wenn der Arbitragehandel oberflächlich betrachtet nach schnell verdientem Geld aussieht, darf man nicht übersehen, dass beim Abheben, Einzahlen und Handeln von Kryptowährungen an Börsen in der Regel Gebühren anfallen. Da Kryptoarbitragegeschäfte auf so minimalen Preisunterschieden beruhen, muss man immer auch im Auge behalten, wie viel sie einen kosten können. Einige Börsen verlangen zwischen 1 und 4 % für das Abheben deines eigenen Geldes. Um maximalen Gewinn zu erwirtschaften, musst du die Ausgaben für Börsengebühren so gering wie möglich halten.
Kryptoselbstverwahrung beim Handel
Ganz gleich, welche Handelsstrategien für Kryptowährungen du nutzt und welche Plattformen du zur Umsetzung dieser Strategien einsetzt: Die Sicherheit deines Kryptovermögens muss für dich immer an erster Stelle stehen. Daher musst du unbedingt darauf achten, dass deine privaten Schlüssel offline und unter deiner Kontrolle bleiben.
OHNE SCHLÜSSEL KEINE KRYPTOS!
Die Nutzung zentralisierter Börsen birgt eigene Risiken und Einschränkungen. Zentralisierte Börsen kontrollieren die privaten Schlüssel für deine Coins, weswegen du für den Zugriff auf dein Geld auf die jeweilige Plattform angewiesen bist. Wenn die Börse untergeht, gehen deine Kryptos mit. Nur wenn du deine privaten Schlüssel selbst verwahrst, behältst du die Kontrolle über dein digitales Vermögen. Selbst dann, wenn du eine Börse für bestimmte Transaktionen nutzen musst, solltest du sie nicht zur Aufbewahrung deines gesamten Portfolios verwenden. Denn: Vermögenswerte, die bei einer zentralisierten Börse verwahrt sind, unterliegen nicht deiner Kontrolle.
Digitale Schlüssel, digitale Bedrohungen
Wenn du dezentralisierte Plattformen wie AMMs nutzt, verwahrst du deine privaten Schlüssel immer selbst. Es ist im Hinblick auf die Sicherheit jedoch unverzichtbar, deine Krypto-Wallet für digitale Hacks unerreichbar zu machen. Die einzige Möglichkeit, s zu gewährleisten, besteht darin, deine Schlüssel – und damit dein Kryptovermögen – vor dem Zugriff aus dem Internet zu schützen.
Ledger-Geräte bieten eine echte Selbstverwahrung deines Vermögens: Sie ermöglichen es dir, die Kontrolle über deine privaten Schlüssel zu behalten und sie gleichzeitig in einer Offline-Umgebung abzusichern. So schützt du dich wirksam vor digitalen Hacks und Phishing-Attacken. Egal, wo du handelst oder wie du deine Kryptos nutzt: Mit einem Ledger-Gerät profitierst du von einer optimalen Sicherheitsgrundlage und kannst die Kryptowelt unbesorgt erkunden.