Was ist das Lightning-Netzwerk?

Fragen Sie sich, worum es beim Lightning-Netzwerk geht? Wir erläutern Ihnen das Warum und Wie. Schnallen Sie sich an!

„Suffering from Success“ – Auch wenn es sich dabei um ein Musikalbum handelt, ist dies ein Ausdruck, der unmittelbar in den Herausforderungen mitschwingt, mit denen das Bitcoin-Netzwerk heutzutage konfrontiert ist.

Bitcoin: Digitales Gold leidet unter dem Erfolg

In seinen Anfängen wurde Bitcoin einfach als das sicherste und am besten abgesicherte System angesehen, um die Zentralisierung und Korruption des alten Finanzsystems zu umgehen. Es befähigte die Menschen, alleinige Eigentümer ihres Geldes zu werden und Geschäfte zu tätigen, wie und mit wem sie wollten; es wurden keine Fragen gestellt.

Um diese Sicherheit zu gewährleisten, unterwarf sich Bitcoin jedoch dem sogenannten Blockchain-Trilemma. Gemäß dem Blockchain-Trilemma ist es für eine Blockchain technologisch unmöglich, alle drei ihrer grundlegenden Qualitäten zu maximieren: Dezentralisierung, Sicherheit und Skalierbarkeit.

Es liegt auf der Hand, dass Bitcoin einen Kompromiss hinsichtlich seiner Skalierbarkeit und Geschwindigkeit eingeht, um ein Maximum an Dezentralisierung und Sicherheit zu erreichen.

All das war solange toll, bis Bitcoin ganz schön beliebt wurde. Da sich immer mehr Menschen dem Bitcoin zuwandten, dauerte es aufgrund von Netzwerküberlastungen länger, eine Transaktion abzuschließen. Darüber hinaus wollten die Menschen Bitcoin als Tauschmittel für ihre täglichen Transaktionen nutzen. Doch die unangemessen langsame Transaktionsgeschwindigkeit und die hohen Kosten begrenzten seine Inanspruchnahme.

Laut Blockchain.com beträgt Bitcoins durchschnittliche Transaktionszeit zwischen fünf und zehn Minuten. Hinzu kommt, dass die Transaktionsgebühr für die kleinsten Transaktionen in dieser Gleichung nicht ganz stimmig ist.

Nun, es ist alles eine Frage der Umstände. Sie könnten gut und gerne einen Dollar oder zwanzig bezahlen und zehn Minuten oder eine Stunde warten, um ein paar hundert, tausend oder Millionen Dollar in Bitcoin zu überweisen. Aber stellen Sie sich vor, Sie zahlen dieselbe Gebühr für den Kauf eines Softdrinks und warten im Geschäft fünf Minuten auf die Bestätigung der Transaktion. Nicht so cool oder effizient, nicht wahr?

Je mehr Transaktionen wir im Netzwerk haben, desto mehr Zeit benötigt das Netzwerk eventuell für die Abwicklung Ihrer Transaktionen. Je länger Sie dann im Geschäft warten müssen, desto nervöser werden Sie, dass die Leute Sie schief anschauen werden, weil der Bezahlvorgang so lange dauert.

Und dann schlug das Lightning-Netzwerk ein

Das Lightning-Netzwerk ist das, was gemeinhin als Layer-2-Lösung bezeichnet wird. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei einer Layer-2-Lösung um eine zusätzliche Schicht über der primären Blockchain, mit der die Effizienz des zugrunde liegenden Blockchain-Netzwerks in der Regel gesteigert wird.

Im Fall von Bitcoin zielt das im Jahr 2015 vorgestellt und 2018 gestartete Lightning-Netzwerk darauf ab, die Geschwindigkeit zu maximieren und die Transaktionsgebühren für Bitcoin-Transaktionen zu minimieren. Um dies zu erreichen, macht das Lightning-Netzwerk die bei jeder Bitcoin-Transaktion normalerweise notwendigen Interaktionen mit dem langsamen Protokoll des Bitcoin-Netzwerks überflüssig.

Stattdessen können Sie „Kanäle“ einrichten, auch bekannt als Smart Contracts, mit Menschen, mit denen Sie Geschäfte tätigen möchten. Innerhalb dieser Kanäle können Sie Bitcoins deponieren und alle Transaktionen nahezu unverzüglich und zu vernachlässigbaren Kosten durchführen.

Allerdings kommuniziert das Lightning-Netzwerk zu diesem Zweck bei Anlage und Schließung der Kanäle mit dem Bitcoin-Netzwerk. Es sendet dem Netzwerk die Details der ersten Transaktion zur Anlage eines Kanals und der letzten Transaktion, mit der dieser Kanal geschlossen wurde, sowie den Endwert der Bitcoin, die jeder Teilnehmer besitzt. Auf diese Weise benötigt das Bitcoin-Netzwerk nicht alle Transaktionsdetails, sondern nur den Kontostand jedes Benutzers beim Öffnen und Schließen eines Kanals.

Solange also ein Kanal geöffnet bleibt, können Sie und andere Teilnehmer des Kanals miteinander Transaktionen in Bitcoin durchführen, ohne mit der Bitcoin-Blockchain zu interagieren.

So funktioniert dies im echten Leben

Angenommen, Sie gehen täglich morgens in ein Lebensmittelgeschäft, um Milch und Brot zu kaufen und bezahlen mit Bitcoin. Um Ihre Zahlungen schnell und günstig vornehmen zu können, können Sie mit dem Eigentümer des Lebensmittelgeschäfts einen Kanal erstellen, diesem einen bestimmten Bitcoin-Betrag zuweisen (der Ihnen gehört, solange Sie keine Transaktion initiieren) und unverzüglich für die tägliche Milch und das Brot bezahlen.

Jeden Tag, wenn Sie eine Zahlung in Bitcoin vornehmen, aktualisiert der Kanal sein Ledger, um Ihren aktuellen Bitcoin-Kontostand und den des Ladeninhabers auszuweisen.

Wenn Sie nicht mehr in diesem Lebensmittelgeschäft einkaufen möchten, können Sie den Kanal schließen, und sowohl Sie als auch der Geschäftsinhaber empfangen in Ihren Wallets jeweils den im Ledger ausgewiesenen Restbetrag.

Aber… Sie erahnen schon das Problem, oder?… Bedeutet das, dass Sie mit jedem, mit dem Sie Geschäfte tätigen möchten, einen eigenen Kanal anlegen müssen? Ja und nein.

Ja, denn so funktioniert das Lightning-Netzwerk. Nein, denn das Lightning-Netzwerk kann auch über gemeinsame Kanäle Transaktionen verarbeiten. Nehmen wir an, Sie haben einen Kanal mit einem Ihrer Freunde, der einen Kanal mit einer Apotheke hat.

Wenn Sie nun eine Bitcoin-Zahlung an die Apotheke leisten möchten, können Sie dies tun, ohne einen neuen Kanal mit der Apotheke zu öffnen. Wenn Sie eine Zahlung leisten, wird diese von dem Kanal von ihnen und Ihrem Freund an den Kanal Ihres Freundes mit der Apotheke weitergeleitet und erreicht so ihr geplantes Ziel. Die Ledger beider Kanäle werden entsprechend aktualisiert.

Es ist ziemlich klar, dass sich diese Fähigkeit verstärkt, wenn das Lightning-Netzwerk an Popularität gewinnt und immer mehr Menschen neue gemeinsame Kanäle öffnen.

Das lässt sich vergleichen mit jemandem, der einen Facebook-Freund mit 200 Freunden hat, von denen jeder 100 weitere Freunde hat. Damit hat das Netzwerk auf der dritten Ebene bis zu 20.000 Personen. Ersetzen Sie im gleichen Beispiel Facebook durch Lightning-Netzwerk: Ein einziger Kanal mit einem solchen Freund kann Ihnen dann helfen, Bitcoin-Zahlungen an 20.000 Personen zu leisten.

Jetzt können Sie eins und eins zusammenzählen. Oder auch nicht.

Natürlich ist dieser Prozess größtenteils automatisiert und durch die ständig wachsende Anzahl von Lightning-Netzwerk-Apps, auch bekannt als LApps, benutzerfreundlich.

Doch es gibt auch Nachteile.

Es musste welche geben.

Der erste und entscheidendste Nachteil einer Inanspruchnahme des Lightning-Netzwerks besteht darin, dass es Nutzer solange daran hindert, ihre Bitcoins außerhalb des Kanals / der Kanäle zu verwenden, bis der Kanal geschlossen wird. Das bedeutet, der Eigentümer des Lebensmittelgeschäfts kann, obwohl Sie ihm täglich Milch und Brot bezahlen, dieses Geld nicht verwenden, solange der Kanal nicht geschlossen ist.

Ferner ist das Lightning-Netzwerk rund um die Uhr mit dem Internet verbunden, und es gibt keine Möglichkeit, zumindest noch nicht, eine Offline-Wallet mit den Kanälen des Netzwerks zu verwenden. Somit kommt ein Sicherheitsproblem hinzu, durch das Sie aufgefordert sind, keine großen Bitcoin-Beträge im Netzwerk zu speichern. Denn alles, was mit dem Internet verbunden ist, birgt immer Risiken.

Lightning-Netzwerk: Dennoch lohnt es sich

Damit Bitcoin zu einem weit verbreiteten Tauschmittel wird, führt kein Weg an schnelleren und günstigeren Transaktionen vorbei. Das Lightning-Netzwerk setzt sich trotz einiger Nachteile auf die bestmögliche Weise dafür ein. Wenn es also keinen besseren Weg gibt, die Bitcoin-Herausforderungen zu umgehen, wird Ihnen das Lightning-Netzwerk die Leistung Ihrer täglichen Zahlungen mit Leichtigkeit ermöglichen.

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